Neu/Stadt/Alt - Entwicklung am Raster

Zu einem Urbanen Spaziergang mit dem AAA in die Alte Neustadt und darüber hinaus lädt am 19. April 2015 der Energiekonsens Bremen und Bauraum unterwegs ein. Dieser taucht in die Geschichte des Stadtteils ein, lange Jahrhunderte war er eher ein ungeliebter Anhang auf der anderen Weserseite, und führt von dieser aus in die Gegenwart als einem der momentan attraktivsten Stadtquartiere Bremens. Der Urbane Spaziergang dient dabei als entspannte Methode der Stadtwahrnehmung, der Zeit lässt um den Blick nach links und rechts schweifen zu lassen und der es erlaubt, Wege zu nutzen, die nur dem Fußgänger offen stehen und die im Alltag nicht genutzt werden. So werden neue Perspektive auf scheinbar bekanntes gewonnen und können die SpaziergängerInnen auch unter einander ihre Erfahrungen tauschen.

Der Auftakt des Spaziergangs liegt in der Alten Neustadt. Im Zuge der Modernisierung der Festungsanlagen im 17. Jahrhundert war sie als notwendiges Übel entstanden, um den veränderten Anforderungen der Stadtbefestigung Rechnung zu tragen. Über die ersten Jahrhunderte wurde sie von den EinwohnerInnen eher gemieden und der Senat versuchte mit wirtschaftlichen Anreizen Bewohnerinnen in sie zu locken. Für Handwerker und Gewerbebetriebe war die Neustadt daher interessant, mit der Tabakverarbeitung siedelten sich hier der Kern der späteren Industrie an, die auch heute noch den Stadtteil prägt. Nach der Niederlegung der Wallanlagen Anfang des 19. Jahrhunderts wurden auf der freigewordenen Fläche mit den Kasernen, der Moorversuchsanstalt oder dem Gaswerk eher ungeliebte Einrichtungen angelegt. Mittlerweile sind es die Hochschule und das Südbad, die die ursprünglich sehr schlicht angelegten Grünanlage prägen.

In den vergangenen Jahren hat sich die Neustadt dann zu einem der attraktivsten Stadteile Bremens entwickelt. Was früher als Nachteil galt, das Nebeneinander von insbesondere Nahrungsmittelindustrie am Fluss und Wohnen, ist heute zu einem Standortvorteil geworden. In den leeren Fabrikanlagen haben sich Wohnprojekte und Kulturstätten eingerichtet, entlang der Weser zieht sich vom Teerhof bis zur Schwankhalle inzwischen ein ganzes Band von Kultureinrichtungen. Und zwischen den arrivierten Einrichtungen blühen in den vergangenen Jahren immer neue sozio-kulturelle Experimentierstätten und Freizeitangebote auf. Inmitten der versiegelten Flächen hat sich auf dem Lucie-Flechtmann-Platz sogar eine der ersten Bremer Urban Gardening Initiativen etabliert.

Die Neustadt kann dabei städtebaulich mit einer Mischung aus sehr dichter, für Bremer eher untypischer, Bebauung im Bereich der Alten Neustadt aufwarten, die dann jenseits der Neustadtswallanlagen in die typische Bebauung der Bremer Vorstädte übergeht und zu den beliebtesten (und teuersten) Wohnquartieren Bremens zählt. War es bislang insbesondere das Flüsseviertel, das sich großer Beliebtheit erfreute, sind es inzwischen fast alle Quartiere, in denen saniert und gebaut wird. Baulücken verschwinden aus dem Stadtbild, Flachbauten werden aufgestockt und ehemalige Gewerbeflächen zu Wohnflächen ausgewiesen. Der Erhalt des Stadtbildes unter den Notwendigkeiten der Klimaanpassung und Modernisierung, die Bewahrung von bezahlbaren Wohnraum und Platz für Initiativen stellen die neue Herausforderung für die Neustadt da.

Der Urbane Spaziergang ist kostenlos und will zu einer Diskussion über all diese Fragen anregen. Wir freuen uns auf Euch und die Sonne wird scheinen.