Deutscher Städtbaupreis 2016 mit WURST CASE
Am Abend des 15.09.2016 wurde die Auszeichnung durch die DASL und die Wüstenrot Stiftung im Hannover Congress Centrum an uns verliehen.

19.09.2016

WURST CASE ist eine Zwischennutzung in einer aufgegebenen Wurstfabrik der Firma Könecke im industriell und gewerblich geprägten Bremer Stadtteil Hemelingen mit rund 40.000 Einwohnern. Die Umgebung ist heterogen, eine Bahnstrecke mit einem hohen Anteil von Güterverkehr bringt eine hohe Lärmbelastung mit sich. Hemelingen zählt zu den benachteiligten Stadtteilen, das Image ist schlecht, dreiviertel der Kinder beziehen Transferleistungen.
WURST CASE ist ein Projekt der ZwischenZeitZentraleBremen (ZZZ), die 2009 als Projekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik startete und inzwischen als Stadtentwicklungstool bundesweit Schule machte. Die Besetzung der ZZZ wird von der Stadt ausgeschrieben. Die Betreiber sind junge Planer, Inhaber des Büros AAA: eloquente Kreative, die sich der angewandten Stadtforschung widmen und Initialprojekte im Stadtteil umsetzen. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit dem Raum, dem Ort und seiner Eigenlogik, mit der Umgebung und den Menschen. Es geht um Recycling von Räumen und deren Neu-Codierung: „Second Hand Spaces“ ist das Motto. Es geht nicht um Lückenbüßer, die Orte „branden“, sondern um Pioniernutzungen, die Neues entfalten und sich am Ort verstetigen können. Erprobt werden alternative Formen der städtischen Ökonomie; kreative Nutzungen werden implementiert, Netzwerke geknüpft und neue Formen des Arbeitens zu Grunde gelegt.

Das Areal, das aus mehreren Gebäudekomplexen besteht, liegt in einem Gebiet der Sozialen Stadt und steht zum großen Teil leer. 1.200 qm von insgesamt 49.000 qm werden von Kreativen genutzt. AAA ist Hauptmieter, die weiteren Mieter in einem breiten Altersspektrum sind u.a. Studenten, Informatiker, Fotografen, Produktentwickler, Schneider, bildende Künstler. Im Erdgeschoss des ehemaligen Verwaltungsgebäudes gibt es eine Fahrradwerkstatt, in der auch geflüchtete junge Menschen arbeiten. Verschiedene Ideen sind in Planung. Sie reichen von der Einrichtung einer Tafel mit 6.000 Besuchern bis zur Unterbringung eines „Sozialkaufhaus“ auf dem Gelände. WURST CASE ist offen für viele Initiativen, so trifft sich die Bremer „Willkommenskultur“ monatlich hier. Das Projekt bindet sich in die Gewerbeschau im Stadtteil ein; es gibt eine Kooperation mit den Schulen und in regelmäßigem Turnus einen Tag der offenen Tür. Ein engagierter Ortsbürgermeister unterstützt die Anliegen und Ziele der Initiatoren mit großem Engagement. Junge Kreative widmen sich den Phänomenen der Stadt: Sie analysieren, erforschen, erproben. Sie recyceln Orte, definieren sie neu, schaffen Bewusstsein für blinde Fleckenauf dem Stadtplan, die sich außerhalb des städtischen Bewusstseins befinden. Orte der Produktion werden zu Orten städtischer Interaktion. Die gesellschaftliche und politische Verantwortung wird zum Leitmotiv des Handelns. Ohne Initiativen wie AAA und ZZZ wären unsere Städte weniger kreativ und innovativ, von A bis Z.

Planer/in AAA GmbH im Projekt WURST CASE c/o ZZZ – ZwischenZeitZentrale Bremen, Dipl.-Ing. Daniel Schnier und Dipl.-Ing. Oliver Hasemann. In Zusammenarbeit mit Carolin Seiberlich, B.Sc. und Anne Angenendt, M.A. Bauherr/in Könecke Wurstfabrikation GmbH & Co. KG