Dokumentation "Sound der Straße" 29.04.2015

13.05.2015

Zu unserem Urbanen Lärmspaziergang „Der Sound der Straße“ versammelten sich am Mittwoch, den 29.04.2015 um 18 Uhr zwanzig Interessierte am Findorfftunnel in der Bahnhofsvorstadt. Eingeladen dazu hatte der Verkehrsclub Deutschland / Landesverband Bremen, um Bremens wahrscheinlich lautesten Stadtteil durch einen Spaziergang zu erschließen, der an Orte führt, die abseits der üblichen Routen liegen. Die Geräuschkulisse der hochtechnisierten Verkehrslandschaft wurde dabei besonders in den Fokus genommen.
Schon zu Beginn des Spaziergangs machten passierende Fahrzeuge deutlich, dass der Bodenbelag einer Straße, in diesem Fall das Kopfsteinpflaster in der Friedrich-Rauers-Straße, erheblichen Einfluss auf die Geräuschemission von Kraftfahrzeugen hat. Da sich an dieser Stelle parallel zu dieser Straße auch die Oldenburger Kurve der Bahnstrecke Bremen-Oldenburg befindet, die sowohl von Personen- als auch Güterzügen stark frequentiert wird, war dies ein idealer Punkt, um sich ein intensiven Lärmbelastung auszusetzen. Gerade im Bereich des Güterverkehrs wird sich die Geräuschbelastung in der nächsten Zeit noch erhöhen, sobald der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven stärker ausgelastet sein wird. Die hohe Lärmbelastung senkt natürlich die Attraktivität für mögliche Wohnnutzungen an dieser Stelle, die vollständige Umschließung des ehemaligen Güterbahnhofs und der westlich angrenzenden Fläche mit Schienen verhinderten auch geplante Büroneubauten, da neben dem Lärm auch keine ausreichenden Fluchtwege eingerichtet werden können. Diese Situation gibt andererseits die innerstädtische Brache für eine Nutzung frei, die sonst meistens nur in städtischen Randlagen Raum findet. Der ehemalige Güterbahnhof konnte sich hier zu einem großen Kunst- und Kulturort entwickeln und seit 2009 findet sich hier mit dem Wagenplatz Querlenker der größte innerstädtische Wagenplatz Deutschlands.
Anschließend ging es zum ehemaligen Billard Cafe an der Friedrich-Rauers-Straße. Das Erdgeschoss des ansonsten leer stehenden Hauses wurde in den vergangenen drei Monate für zahlreiche Ausstellungen zwischengenutzt, am 30. April 2015 fand dann mit einem Tanz in den Mai die letzte Veranstaltung statt. Wenn alle Personen in den Räumen für einen Moment ganz still waren, konnte man immer noch ein starkes Grundrauschen vom Straßenverkehr vernehmen. Ruhe ist in der Bahnhofsvorstadt nahezu unmöglich.
Der Weg führte uns weiter zum ehemaligen Bundeswehrhochhaus. Als bundeseigene Immobilie stellt der Bund der Stadt Bremen dieses Gebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung. Von diesem städtebaulichen Landmark ging es über den Breitenweg bis kurz vor den Nordwestknoten. An dieser Stelle konnte man sich gut vor Augen führen, wie wenige Meter Positionsunterschied massiv Einfluss auf den Lärmpegel haben können. Unten, direkt am Breitenweg, war sowohl von den Straßen als auch vom Schienenverkehr der Lärm ungedämpft, ein ruhiges Gespräch am Fahrbahnrand war kaum möglich. Oben, hinter einem kleinen Vorsprung zum Breitenweg, von den Schienen abgeschirmt durch eine Lärmschutzwand und ein Stück die Nicolaistraße hinunter, war es hingegen vergleichsweise leise.
Anschließend ging es an der Agentur für Arbeit vorbei und unter der Hochstraße, parallel zu den Schienen, entlang. Die Fläche wird hauptsächlich als Parkplatz genutzt, auch hier ist Lärm allgegenwärtig, besonders die schlagenden Geräusche, wenn ein Fahrzeug von einem Straßensegment auf das nächste fährt.
Zum Abschluss ging es auf die Footgängerbrügg, mit Blick auf das Tor in die Überseestadt, das die Straßenbahnlinie 3 regelmäßig passiert. Trotz dieser öffentlichen Verkehrsanbindung wird der Berufsverkehr der Überseestadt hauptsächlich mit PKWs bewältigt, entsprechend groß ist der Parkplatzmangel und entsprechend wild wird auch in Höhe der Footgängerbrügg geparkt.

Vielen Dank an alle die dabei waren. Unser nächster Urbaner Spaziergang unter dem Titel „Schiffe, Schrauben, Wale fangen – auf Wellen gebaut“ findet am Sonntag, 31. Mai 2015, um 14 Uhr in Vegesack statt. Treffpunkt ist der Bahnhof Vegesack.